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Sozialmedizinischer Datenverbund

Problemstellung

Die Herausforderung: Fehlende Passgenauigkeit in der sozialraumassoziierten Gesundheitsdaseinsvorsorge

Stadtbezirke, die in Sozialmonitorings einen niedrigen Sozialstatus aufweisen, fallen gleichzeitig durch eine höhere Krankheitslast bei verschiedenen Erkrankungen der Bevölkerung auf.

Dieser Umstand ist das Ergebnis vielfältiger Ursachen, die im Allgemeinen bekannt, im Konkreten und für die konkreten Stadtbezirke aber häufig nur eingeschränkt untersucht sind. Die Konzipierung von Versorgungsmaßnahmen, welche auf die spezifischen Bedarfslagen in den einzelnen Stadtbezirken reagieren, kann dagegen nur auf sehr begrenzte Informationen über diese Bedarfslagen zurückgreifen; selten werden dabei Informationen aus den verschiedenen Bereichen der Daseinsvorsorge und der Gesundheitsversorgung und weitere zusammengefasst betrachtet.

Aufgrund einer fragmentierten Datenhaltung in den Versorgungsbereichen kann somit bestenfalls geschätzt werden, welche Instrumente für einen bestimmten Sozialraum geeignet sind, um Hemmfaktoren für eine einheitlich hohe Gesundheitsqualität zu reduzieren. Dabei sind Daten durchaus bei verschiedenen Akteuren wie Kommunen, Krankenkassen, Kassenärztlichen Vereinigungen, Krankenhäusern, Rentenversicherungen, Rettungsdiensten u.v.m. vorhanden. In der Kombination verschiedener Datenquellen kann ein nicht zu unterschätzender Mehrwert liegen.

 

Die Vision: Der Sozialmedizinische Datenverbund Gesundheitsmetropole Ruhr – Data4Health.Ruhr

Der Sozialmedizinische Datenverbund Gesundheitsmetropole Ruhr möchte als Zusammenschluss verschiedenster Akteure an der Ruhr aus Versorgung und Forschung Lösungsansätze für die Bedarfsbeschreibung sowie für die Entwicklung von Versorgungsmaßnahmen bieten. Hierzu sollen relevante Informationen der durch diese Akteure fragmentiert gehaltenen Datensätze anonymisiert extrahiert und zentral für die Entwicklung sowie Beantwortung relevanter Fragestellungen nutzbar gemacht werden. Gleichzeitig bedarf es der Option für alle an der Gesundheitsversorgung und Daseinsvorsorge Beteiligten, solche zentral zusammengetragenen Informationen für die Entwicklung von passgenauen Versorgungsmaßnahmen zu nutzen.

Der Sozialmedizinische Datenverbund Gesundheitsmetropole Ruhr (Data4Health.Ruhr) wird dafür als Lösung etabliert. Unter dessen Dach finden sich alle relevanten Akteursgruppen an der Ruhr aus Gesundheitsversorgung und Daseinsvorsorge, Gesundheits- und Sozialplanung, Sozialversicherung und Leistungserbringung aber auch der Digital Health Industrie, der Gesundheitswirtschaft und der Wissenschaft als D4H-Kooperationspartner:innen zusammen, um gemeinsam

  • ausgewählte Datensätze Datenschutzkonform zusammenzuführen,
  • Übersichten aus den zusammengeführten Informationen zu erstellen und zu beschreiben und
  • mögliche Zusammenhänge entlang der Übersichten zu erkennen und Handlungsbedarfe zu identifizieren.

 

Step by Step 1: Erste Schritte hin zur Datenverbundstruktur

Im Rahmen des gleichnamigen Themenschwerpunkts wird nun mit der Umsetzung dieser Vision in der Digital Health Factory Ruhr begonnen. Hierzu wird nicht nur ein einzelnes Projekt, sondern eine ganze Projektfamilie aufgesetzt, mittels derer sowohl der Aufbau des Verbundes als auch seine Erprobung angegangen werden sollen.

Der erste Schritt ist dabei der Aufbau der Datenverbundstruktur, die sich aus zwei Bausteinen zusammensetzt. Mit dem organisatorischen Rahmen wird die institutionelle Form des Verbundes konzipiert, die den späteren Verbundmitgliedern einen gesicherten Handlungsrahmen für die spätere Zusammenarbeit liefert. Mit der technischen Infrastruktur wird dagegen die operative Basis für die Datenlieferung geschaffen, die für eine ganzheitliche Problembetrachtung in der Zusammenschau der vormals fragmentierten Datenlage notwendig ist.

 

Die gemeinsame Basis: Data4Health.Ruhr als gemeinsamer Rahmen für die Datenintegration

Zunächst wird eine Plattform mit dem Ziel der Sichtbarmachung von Handlungsbedarfen mit sozialräumlichen Bezugspunkten bereitgestellt. In Form einer Web-Applikation können auf einer Stadtkarte Verteilungen gesundheitsbezogener Indikationen (z. B. Diagnosen, meldepflichtige Erkrankungen, Ergebnisse von Schuleingangsuntersuchungen) und gesundheitsbezogener Risikofaktoren (z. B. Umweltbelastungen, soziodemographische Daten) räumlich geclustert visualisiert werden. Entsprechend sind diese namensgebend für die in diesem Projekt umzusetzende Plattform: .

Die Zusammenführung der Informationen erfolgt dabei allerdings nicht auf dem „klassischen“ Wege der Sammlung von Rohdaten in einer gemeinsamen zentral gehaltenen Datenbank. Vielmehr werden die Daten bei den datenhaltenden Institutionen durch speziell entwickelte Algorithmen vorausgewertet und lediglich die Ergebnisse dieser Auswertungen wird an die HOTSPOT-Datenbank geliefert. Auf diese Weise kann sowohl den notwendigen datenschutzrechtlichen Anforderungen Rechnung getragen als auch Ressourcen auf Seiten der datenlieferten Einrichtungen geschont werden.

Die Umsetzung dieser Schritte wurde bereits durch den Beirat der Digital Health Factory Ruhr für förderwürdig befunden, sodass diese im Herbst 2024 starten kann.

 

Der Zweck: Forschung und Entwicklung von Versorgungslösungen

Der Aufbau der Datenverbundstruktur stellt damit zweifelsohne den grundlegenden Schritt in Richtung des Sozialmedizinischen Datenverbunds Gesundheitsmetropole Ruhr dar. Doch erfüllt er aus sich selbst heraus keinen Selbstzweck. Im Gegenteil: Seinen Zweck erfüllt er erst mit der aktiven Nutzung durch seine Mitglieder. Hierbei ist das gemeinsame Ziel,

  • Zusammenhänge über eine vertiefte Forschung zu bearbeiten und so weiterführendes Wissen über die identifizierten Problemlagen und Handlungsbedarfe zu gewinnen und
  • mittels evidenzbasierter Interpretationen schlussendlich passgenaue Versorgungsmaßnahmen zu entwickeln.

Auf der Basis von über die HOTSPOT-Plattform visualisierten Häufigkeitsverteilungen können die Mitglieder des Verbundes nun etwaige Handlungsbedarfe identifizieren und dort – gemeinsam mit anderen Datenverbundmitgliedern – vertiefte Forschungsfragestellungen entwickeln und bearbeiten. Hierzu kann es notwendig und zielführend sein, weitere Datensätze mittels der algorithmenbasierten Auswertung zu betrachten und ggf. dafür auch weitere Partner für die Mitwirkung im Datenverbund zu gewinnen.

Die Ausweitung des Verbundes ist dabei nicht nur möglich, sondern explizit gewünscht. Denn Data4Health.Ruhr kann sein gesamtes Potenzial nur entfalten, wenn es gelingt, ein möglichst umfassendes Portfolio innerhalb des Verbundes zusammenzutragen.

 

Step by Step 2: Die nächsten Schritte hin zur Umsetzung von Forschungsvorhaben

Innerhalb der Projektfamilie von Data4Health.Ruhr soll nicht nur sein Aufbau gefördert umgesetzt werden. Auch die Umsetzung erster Forschungsvorhaben zählt explizit zur Erprobung des Verbundes und seiner Funktionsfähigkeit.

 

Daher befasst sich der Arbeitskreis zum Sozialmedizinischen Datenverbund bereits ab Mitte 2024 mit der Frage, welche Forschungsvorhaben aktiv weiterverfolgt und für eine Förderung innerhalb der Projektfamilie ins Rennen geschickt werden sollen.